Hallo Fabian, du warst der stimmberechtigte Delegierte aus Neustadt für den Bundesparteitag der Grünen. Wie war das für dich?
Das war nicht mein erster digitaler Bundesparteitag. Auf dem letzten haben wir ja unser Grundsatz-Programm festgelegt, und da lief es noch nicht so rund wie dieses Wochenende. Es war schon erstaunlich, dass so viele Personen aus so vielen Kreisverbänden gesprochen haben und der Zeitplan trotzdem eingehalten wurde. Am Freitag konnten wir sogar noch eine Wahl vom nächsten Tag vorziehen. Also organisatorisch war das wirklich beeindruckend.
Aber war das nicht alles ziemlich lang?
Ja klar, da sitzt man eben mal den kompletten Tag von morgens um neun bis abends um elf vor dem Computer und darf sein Gehirn nicht ausschalten. Das finde ich aber auch immer sehr schön, weil es ja wirklich um etwas geht. Es fehlt aber natürlich der Austausch mit anderen Grünen, der sonst am Rande des Parteitags passiert. Es gibt zwar Chats, Social Media und eine Online Party im Anschluss, aber das ist natürlich nicht dasselbe. Auf der anderen Seite musste ich so auch nicht nach Berlin fahren und konnte am Sonntagnachmittag noch in den Wald gehen.
Welche Themen waren dir auf dem Parteitag besonders wichtig?
Mir ist es besonders wichtig, dass wir nicht nur als Klimaschutzpartei gesehen werden. Wir haben Ideen für eine sozialgerechte Gesellschaft. Und das bedeutet auch, dass wir die Schwächeren nicht gegeneinander ausspielen. Lange Zeit habe ich auf das Thema Altersarmut ganz schnell geantwortet, dass ja zehnmal so viele arme Kinder in Deutschland leben. Aber das war falsch. Im Zentrum steht der Mensch in seiner Würde und Freiheit.
Wie bewertest du das Ergebnis des Parteitages?
Wir haben ein wirklich gutes Wahlprogramm verabschiedet, dass man auch eins zu eins umsetzen kann. Auf diese Weise nehmen wir mit einer realistischen Politik auch möglichst viele Menschen und Akteure mit auf dem Weg in Richtung Klimagerechtigkeit. Ich denke, dass die deutsche Wirtschaft das auch gut findet, weil sie sich auf klare Vorgaben einstellen kann. So wie es beim ersten Atomausstieg von SPD und Grünen ja auch gewesen wäre. Ein paar Tage nach der BDK hat Audi angekündigt, in vier Jahren schon keine Verbrenner mehr herzustellen. Das machen sie ja nicht uns zuliebe, sondern weil die Zukunft eben in einer anderen Mobilität steckt. Und diese Mobilität lohnt sich auch wirtschaftlich.
(siehe https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-06/investitionsprogramm-gruene-wirtschaftswachstum-wahlprogramm-imk-wirtschaftsforschung-modellrechnung-2040 und https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/audi-verbrenner-elektromobilitaet-1.5325505 , letzter Zugriff am 19.06.2021)
Oh also warst du mit allem zufrieden?
So ist es jetzt auch nicht. Natürlich ist es toll, so eine geschlossene Partei zu erleben, die sich gegenseitig stärkt. Es steht eine überdeutliche Mehrheit der Partei hinter dem Wahlprogramm. Wir gehen also mit einem starken Gemeinschaftsgefühl in den Wahlkampf. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass sich meine Mitdelegierten für ein Prostitutionsverbot nach dem nordischen Modell entscheiden würden. Aber das hatte keine Mehrheit und wahrscheinlich auch keine Mehrheit in unserem Land.
Hast du noch einen Tipp für Onlineparteitage?
Ja klar. Man kann wunderbar den Reden zuhören und nebenbei ein wenig aufwendigere Dinge kochen. Schaut einfach mal diese beiden Videos an. Die Rezepte kann ich wirklich empfehlen.
Vielen Dank Fabian und bis zum nächsten Mal.
Fabian kocht bei der BDK:
Zu den Rezepten: 5 All Purpose Condiments for Flavor Blasting Your Food