Wie lebt es sich mit Kindern in Neustadt an der Weinstraße? Was läuft gut – und wo braucht es dringend Verbesserungen? Um diese Fragen drehte sich unser offener Familienaustausch, zu dem wir als Grüne am Sonntag, den 13. Juli 2025, auf den Piratenspielplatz an der Festwiese eingeladen hatten.
Rund zehn Familien mit kleinen Kindern waren vor Ort – mit Picknickdecken, Sandspielzeug oder dem Laufrad. Auch mehrere Großeltern waren dabei. Mitten im Alltag junger Familien haben wir so einen Rahmen geschaffen, der Austausch ermöglicht, ohne dass eine klassische abendliche Sitzung nötig war: mit Snacks, Getränken, einer Flipchart und vor allem mit offenen Ohren. Organisiert wurde das Treffen von Miriam Weisenburger und Moritz Plathe, die sich als junge Eltern in der Grünen Stadtpolitik engagieren.
„Es war schön zu sehen, wie viele sich eingebracht haben. Der Austausch war lebendig, konkret und zeigt, wie viel politische Energie in Eltern steckt – wenn wir die richtigen Räume dafür schaffen“, sagt Miriam Weisenburger.
Auch unser Landtagskandidat Dirk Schrader, Stadtratsmitglied Dr. Johannes Weber (selbst Vater eines Grundschulkindes), sowie Stadträtin Friderike Graebert waren vor Ort. Friderike, die auch im Ortsbeirat auf der Haardt aktiv ist, berichtete davon, wie auf der Haardt jüngst ein Spielplatz unter aktiver Beteiligung der Eltern vor Ort neugestaltet wurde – ein gutes Beispiel dafür, wie Elternbeteiligung in der Praxis gelingen kann.
Dass kommunale Familienpolitik kein Nischenthema ist, sondern viele Bereiche durchzieht, zeigte sich in den Gesprächen: Vom Zustand der Spielplätze über die Sicherheit im Straßenverkehr bis zur Kinderbetreuung und Wohnungssuche wurde ein breites Themenspektrum angesprochen.
Die wichtigsten Impulse aus dem Austausch:
Spielplätze
Dringender Bedarf an Schatten: Eltern kritisierten, dass Spielplätze im Sommer kaum nutzbar seien. Die gepflanzten Bäume brauchen Jahre, bis sie Schatten spenden. Bis dahin braucht es Übergangslösungen wie Sonnensegel. Das gilt übrigens auch für den beliebten Bereich Wasser in der Stadt – ein eigentlich gelungenes Beispiel dafür, wie Orte für Kinder und Erwachsene gleichzeitig funktionieren können. Doch auch hier fehlt im Hochsommer der Schatten – was den Aufenthalt für Familien stark einschränkt.
Fehlende Infrastruktur: Toiletten und Wickelmöglichkeiten sind an den meisten Spielplätzen nicht vorhanden.
Wasserzugang unzuverlässig: Die Wasserspiele oder Trinkwasserbrunnen am Abenteuerspielplatz sind häufig nicht in Betrieb – gerade an heißen Tagen fehlt das dringend. Wasser wäre für alle Spielplätze ein wichtiges Element: Zum Spielen und zum Trinken.
Spielplätze sind teilweise in schlechtem Zustand: Der Spielplatz in der Kurt-Schumacher-Straße wurde mehrfach als Beispiel für schlechten Zustand genannt – gerade dort, wo viele Familien ohne Garten leben, ist ein guter Spielplatz besonders wichtig. Gleichzeitig wurden die vielen Spielplatzsanierungen der letzten Jahre grundsätzlich positiv bewertet – auch wenn es zu deren Gestaltung viel Diskussionsbedarf gab. Z. B. seien die meisten Spielplätze nur für eine kleine Altersgruppe an Kindern geplant. Ein positives Gegenbeispiel ist aber der Abenteuerspielplatz.
Verkehr & Mobilität
Unsichere Bedingungen für Kinder auf dem Fahrrad: Eltern berichteten, dass ihre Kinder wegen zu schmaler Gehwege und fehlender Radwege oft auf der Straße fahren müssen – was als zu gefährlich empfunden wird. Dazu kommt aggressives Verhalten gegenüber Radfahrenden – auch Kindern. Ein Problem, das sich zuletzt auch beim Bicibus gezeigt hatte. Für uns nicht hinzunehmen!
Zu kurze Ampelphasen: Kleine Kinder (und mobilitätseingeschränkte Menschen) schaffen es oft nicht rechtzeitig über die Straße – hier braucht es längere Grünphasen für Fußgänger*innen.
Fehlende Barrierefreiheit: Schmale Gehwege, Gehwegparken, fehlende Bordsteinabsenkungen und zu wenig Platz für Kinderwagen oder Rollstühle – besonders auch in den Weindörfern ist das ein Problem.
Zu große Umwege für sichere Querungen: Ein Beispiel: Vom IBAG-Viertel zur Eichendorffschule fehlen direkte sichere Übergänge ohne große Umwege. Eltern fordern mehr Zebrastreifen und Ampeln auf Schulwegen.
Schule & Betreuung
Nachmittagsbetreuung überlastet: Betreuungsplätze in der Grundschule sind schwer zu bekommen. Zudem sei das Angebot nicht flexibel genug, um mit Arbeitszeiten der Eltern vereinbar zu sein. Ab dem Schuljahr 2026/2027 besteht hierauf ein Rechtsanspruch – zunächst für die ersten Klassen. Verantwortlich für die Umsetzung sind die Kommunen.
Schwimmkurse: Wie mehrere Eltern berichten, sind Schwimmkurse in Neustadt knapp. Und Eltern müssen zur Begleitung ihrer Kinder Eintritt ins Schwimmbad zahlen – auch wenn sie selbst nicht schwimmen. Das macht die Kurse unnötig teuer.
Was fehlt sonst? – Raum für Jugendliche & ein Angebote, die für Familien interessant sind
Auch über die Zielgruppe der Klein- und Grundschulkinder hinaus gab es wichtige Hinweise: Mehrere Eltern stellten fest, dass es in Neustadt insgesamt sehr wenige Angebote für Jugendliche gibt – sei es im Kultur- und Freizeitbereich, bei Veranstaltungen oder in der Stadtgestaltung (z.B. Basketballkörbe in den Abendstunden). Gleichzeitig wurde das Gesamtbild, das die Stadt nach außen vermittelt, in dieser Hinsicht beschrieben:
„Neustadt setzt voll auf Weintourismus – und ist damit wenig attraktiv für Familien mit Kindern. Familien oder junge Menschen kommen in der öffentlichen Kommunikation oder im Veranstaltungsangebot kaum vor“, so eine der Teilnehmerinnen.
Dabei hat Neustadt insb. mit dem Pfälzerwald eigentlich ein tolles Angebot für ein aktives Naturerlebnis, welches Familien überzeugen kann.
Weiterdenken mit Familienperspektive
„Die Gespräche haben deutlich gemacht, dass die Perspektive von Familien kein Randthema ist, sondern viele politische Entscheidungen in unserer Stadt betrifft – von Kitaplanung, über Spielangebote für Kinder im öffentlichen Raum bis zur Mobilität. Wenn wir wollen, dass Neustadt familienfreundlich ist, müssen wir diese Perspektive bei allen Planungen mitdenken“, betont Moritz Plathe.
Wir bedanken uns herzlich bei allen, die sich am Sonntag eingebracht haben – sei es aktiv in der Runde oder im kurzen Gespräch am Rande. Ein besonderer Dank geht an alle Kinder, die uns mit Sandförmchen, Wasserspritzpistolen und Lachen gezeigt haben, worum es eigentlich geht.
Das war erst der Anfang! Wer sich weiter austauschen, eigene Ideen einbringen oder beim Thema Familien in Neustadt mitarbeiten möchte, kann sich gerne bei uns melden:
📧 kreisverband@gruene-neustadt-weinstrasse.de